Dienstag, 6. März 2012
Harmoniesucht und Realitätsflucht
yvesneibelon, 01:42h
Es ist manchmal komisch, was das Leben mit einem macht.
Ich zum Beispiel liebe Anti-Utopien. Echt. Schon immer und über alles. George Orwell ist ein Held für mich.
Und ich liebe Geschichten, Bücher, Filme, was auch immer, die die Schattenseiten unserer Gesellschaft ans Tageslicht zerren. American Psycho zum Beispiel ist eines meiner absoluten Favoriten, wenn es um Bücher geht.
Aber in letzter Zeit scheint da etwas mit mir zu passieren, dass ich irgendwie nicht zu steuern vermag. Irgendwie scheint mir in gewisser Hinsicht die Kontrolle zu entgleiten.
Als ich mir das letzte Mal „1984“ auf DVD ansah, bedrückte es mich nicht nur, was es ja soll, sondern ließ mich einfach überhaupt nicht mehr los.
Ich war danach ein paar Tage lang paranoid, glaubte beobachtet zu werden und noch Wochen später bekam ich manchmal das Bild vom „Big Brother“ einfach nicht aus dem Kopf und hörte die Gedankenpolizei hinter mir sagen: „Ihr seid die Toten“.
Aber es sind nicht nur diese Extrema.
Vor ein paar Tagen las ich „Der Vorleser“ (ein wirklich gutes Buch übrigens – der Autor hat ein tolles Gefühl für Sprache) und die beschriebenen Leidensszenen standen mir nur zu deutlich vor Augen.
Ich habe natürlich weitergelesen und es war auch in Ordnung, zumal hier alles relativ harmlos und auch nicht zu explizit ist, aber dennoch musste ich unwillkürlich daran denken, wie ich damals als Zehnjährige trotz großen Interesses das „Tagebuch der Anne Frank“ nicht lesen konnte, weil ich zu große Angst vor dem Inhalt hatte. Oder davor, was der Inhalt mit mir machen würde.
Macht uns das Leben mit all seinem Stress, all seinen Unsicherheiten, all seinen Sorgen schlussendlich so labil, dass wir in unser Kinder-Ich zurückgeworfen werden? Oder in das Jugend-Ich, das vergnügt Liebesschnulze um Liebeschnulze und leicht verdaulichen Teenie-Film um leichtverdaulichen Teenie-Film verschlang?
Ich jedenfalls fange mittlerweile an, mehr Verständnis für alle Romantic-Comedy- oder Rosamunde-Pilcher-Sülzstreifen-Schauer – je nach persönlichem Geschmack zu entwickeln.
Danach fühlt man sich gleich so viel besser
Und im Grunde ist ja auch nichts dabei, mal für 90 Minuten aus der Realität zu entfliehen.
Ich hoffe nur, dass wir im Kopf behalten, dass unsere reale Welt nicht so perfekt ist und dass das die Welt ist, die wir verändern können. Dass das die Welt ist, um die wir uns kümmern müssen, damit die schlimmen Fantasien von Orwell, Huxley und all ihren Autorenkollegen niemals Realität werden können.
Ich zum Beispiel liebe Anti-Utopien. Echt. Schon immer und über alles. George Orwell ist ein Held für mich.
Und ich liebe Geschichten, Bücher, Filme, was auch immer, die die Schattenseiten unserer Gesellschaft ans Tageslicht zerren. American Psycho zum Beispiel ist eines meiner absoluten Favoriten, wenn es um Bücher geht.
Aber in letzter Zeit scheint da etwas mit mir zu passieren, dass ich irgendwie nicht zu steuern vermag. Irgendwie scheint mir in gewisser Hinsicht die Kontrolle zu entgleiten.
Als ich mir das letzte Mal „1984“ auf DVD ansah, bedrückte es mich nicht nur, was es ja soll, sondern ließ mich einfach überhaupt nicht mehr los.
Ich war danach ein paar Tage lang paranoid, glaubte beobachtet zu werden und noch Wochen später bekam ich manchmal das Bild vom „Big Brother“ einfach nicht aus dem Kopf und hörte die Gedankenpolizei hinter mir sagen: „Ihr seid die Toten“.
Aber es sind nicht nur diese Extrema.
Vor ein paar Tagen las ich „Der Vorleser“ (ein wirklich gutes Buch übrigens – der Autor hat ein tolles Gefühl für Sprache) und die beschriebenen Leidensszenen standen mir nur zu deutlich vor Augen.
Ich habe natürlich weitergelesen und es war auch in Ordnung, zumal hier alles relativ harmlos und auch nicht zu explizit ist, aber dennoch musste ich unwillkürlich daran denken, wie ich damals als Zehnjährige trotz großen Interesses das „Tagebuch der Anne Frank“ nicht lesen konnte, weil ich zu große Angst vor dem Inhalt hatte. Oder davor, was der Inhalt mit mir machen würde.
Macht uns das Leben mit all seinem Stress, all seinen Unsicherheiten, all seinen Sorgen schlussendlich so labil, dass wir in unser Kinder-Ich zurückgeworfen werden? Oder in das Jugend-Ich, das vergnügt Liebesschnulze um Liebeschnulze und leicht verdaulichen Teenie-Film um leichtverdaulichen Teenie-Film verschlang?
Ich jedenfalls fange mittlerweile an, mehr Verständnis für alle Romantic-Comedy- oder Rosamunde-Pilcher-Sülzstreifen-Schauer – je nach persönlichem Geschmack zu entwickeln.
Danach fühlt man sich gleich so viel besser
Und im Grunde ist ja auch nichts dabei, mal für 90 Minuten aus der Realität zu entfliehen.
Ich hoffe nur, dass wir im Kopf behalten, dass unsere reale Welt nicht so perfekt ist und dass das die Welt ist, die wir verändern können. Dass das die Welt ist, um die wir uns kümmern müssen, damit die schlimmen Fantasien von Orwell, Huxley und all ihren Autorenkollegen niemals Realität werden können.
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